Am 26. September ist Bundestagswahl. Dass der Wahltermin näher rückt, macht sich auch im Straßenbild vieler Städte bemerkbar, wo jetzt vermehrt großflächige Plakate zu sehen sind, die für die politischen Parteien und deren Spitzenkandidaten werben. Oftmals sieht man darauf deren Spitzenkandidaten, mal lächelnd, mal ernst blickend, mal bis spät in die Nacht hart arbeitend. Wie wirken eigentlich solche großformatigen Wahlaufforderungen auf junge Menschen? Welche Erwartungen haben Jugendliche und junge Erwachsene an Wahlplakate und wie würden sie solche Plakate gestalten, wenn sie für ihre eigene politischen Ideen werben wollten?

Unter anderem mit diesen Fragen beschäftigte sich eine Schülerarbeitsgemeinschaft am Martin-Luther-Gymnasium der Lutherstadt Eisleben schon vor der Landtagswahl im Juni 2021 in Sachsen-Anhalt. Die Idee wurde geboren, eigene Plakatentwürfe zu gestalten und sie den Parteien vorzustellen. Die Schüler kamen so auch in Kontakt mit Kathrin Tarricone. Die Vorsitzende des FDP-Kreisverbandes Mansfeld-Südharz war von dem Projekt und dem Engagement der Schülerinnen und Schüler begeistert und sogleich entschlossen, es zu fördern. Lebt doch Politik immer vom Engagement Vieler, die für eine gemeinsame Idee brennen.

Neben vielen anderen in und außerhalb der FDP sprach Kathrin Tarricone mit ihren Magdeburger Parteifreunden Alexander Meißner und Thomas Gürke über das Projekt „ihrer Plakate-Kids“. Die beiden stehen hinter dem Podcast „Marke & Robe“, in dem sie regelmäßig mit Frauen und Männern sprechen, die gemeinhin als „die Politiker“ bezeichnet werden, in den Podcast-Episoden aber ihre sehr persönliche Sicht auf die Dinge offenbaren. Kathrin Tarricone war dort zuvor selbst auch schon Gast und steckte „Marke & Robe“ mit ihrer Begeisterung an.

In der Podcast Episode „Die Werbekids“ sind einige der beteiligten Schülerinnen und Schüler zu Gast und stellen das Projekt und ihre Ideen vor. Die Episode stellen wir hier zum direkten Anhören und zum Download zur Verfügung:

Im Podcast-Gespräch wurde die Idee geboren, das Design der Schülerinnen und Schüler Wirklichkeit werden zu lassen, d. h. auf einem „echten Plakat“ im Wahlkampf zu verwenden.

Trotz vieler neuer Aufgaben als frischgebackene FDP-Landtagsabgeordnete verlor Kathrin Tarricone diee Idee nicht aus den Augen. So gelang es ihr und „Marke & Robe“, eine spontane Zusammenarbeit der „Plakatekids“ mit dem Werbedesigner Kai Czauderna von der Magdeburger Agentur pluszee zu organisieren, in deren Ergebnis nun das Design der „Plakate-Kids“ auf zwei LED-Wänden in Magdeburg zu sehen ist und dort zur Bundestagswahl für die Freien Demokraten wirbt.

Eine kurze Erläuterung zum Plakat geben die Designer selbst:

 

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Liebe Leserinnen und Leser,  wir haben das Plakat, dessen Link Sie hier her geführt hat, erstellt, weil wir den bisherigen Wahlkampf in Deutschland immer mit gemischten Gefühlen betrachtet haben: viele leere Worte; Slogans, bei denen niemand weiß, was sich überhaupt dahinter verbirgt; Plakate, die so allgemein sind, dass man jeden Parteinamen darüber schreiben könnte, ohne es zu merken. Als Gymnasiasten des Martin-Luther-Gymnasiums Eisleben wollten wir etwas daran ändern. Einen unserer wichtigsten Vorschläge hat die FDP mit den Plakaten des Direktkandidaten Ingo Bodtke (WK74) bereits aufgegriffen: ein QR-Code, damit die Worte auf den Plakaten für alle, die sich zurecht nach dem „Warum fordert ihr das?“, dem „Wie soll das umgesetzt werden?“ oder dem „Wozu braucht man das?“ fragen, einfach eine Antwort bekommen und die Worthülsen auf den Plakaten endlich gefüllt werden.  Von den unterschiedlichsten Entwürfen für potentielle Plakate haben wir uns allerdings für dieses eine Plakat entschieden, das in Zusammenarbeit mit der FDP nun veröffentlicht werden konnte. Denn es enthält einen Appell an die Politik, den sich jede Politikerin und jeder Politiker zu Herzen nehmen sollte: mehr Transparenz!  Unter Transparenz verstehen wir vor allem inhaltliche Eindeutigkeit und inhaltliche Verständlichkeit. Denken Sie an folgendes Beispiel: Sicher haben Sie schon einmal einen Gesetzestext gelesen (In Deutschland gibt es davon immerhin allein auf Bundesebene über 1600 Stück und das BGB – eines der Wichtigsten – besitzt allein schon 2385 Paragraphen!). Diese Gesetze sind zwar inhaltlich eindeutig formuliert. Dafür sind sie aber eben auch sehr kompliziert und für die meisten Bürger alles andere als verständlich.  Nun schauen wir auf die andere Seite der Medaille: die Forderung allein nach mehr Gerechtigkeit ist zwar verständlich. Dafür aber alles andere als eindeutig. Denn sie lässt die wichtigsten Punkte aus: Was ist gerecht? Wie soll die Gesellschaft gerechter gestaltet werden? Und warum wollt ihr überhaupt etwas ändern? Dabei sind es vor allem die Antworten auf diese Fragen, bei denen sich die Geister scheiden und die wir von den Politikern in aller Regel abverlangen.  Ohne diese Transparenz bleibt Politik ein abstraktes Konzept, das für die meisten Menschen nur sehr schwer zugänglich ist. Dabei lebt unsere Demokratie gerade von der Teilhabe eines jeden Einzelnen und lebhaften Diskussionen zwischen den unterschiedlichsten Akteuren mit den unterschiedlichsten Ansichten. Nur so kann ein Ergebnis hervorgebracht werden, das die Sichtweise aller Individuen in Deutschland mit einschließt und somit dem Anspruch einer Demokratie genügt.  Zudem glauben wir, dass Transparenz auch eine Frage von Vertrauen ist. Schließlich werben Parteien im Wahlkampf um nichts anderes als Ihr Vertrauen, dass sie das Land mit ihrer Politik am besten regieren können. Wie aber soll man Entscheidungen und Prozessen vertrauen, die man im Einzelnen kaum nachvollziehen kann? Erst, wenn man versteht, warum Politiker handeln, wie sie eben handeln und entscheiden, wie sie eben entscheiden, kann man Persönlichkeiten und Institutionen in unserem Staat vertrauen. Denn letztlich geht es bei jeder Spendenaffäre und jedem Maskenskandal nicht nur um das Vertrauen in einen Abgeordneten, sondern auch um das Vertrauen in unsere Demokratie als beste aller Staatsformen. Demokratie bedeutet schließlich auch, dass die Bürgerinnen und Bürger – von denen laut Grundgesetz alle Staatsgewalt ausgeht – auch das Recht haben zu sehen und zu verstehen, was der Staat und was die Abgeordneten mit dem ihnen gegebenen Mandat anfangen.  So klein unser Beitrag zu mehr Transparenz in der Politik auch ist, hoffen wir, dass wir Sie von unserer Sicht überzeugen konnten. Auf jeden Fall sind wir Ihnen dankbar, dass Sie sich entschieden haben unseren Gedanken bis hierhin zu folgen.